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Wie überwindet man seine Spielsucht?

Spielsucht überwinden!

Ich war sehr lange Zeit spielsüchtig. Es ging sogar soweit, dass ich nach einer Session ohnmächtig wurde. Ich sackte kurz zusammen ohne dass ich es mitbekam. Ich zockte 17 Stunden am Home PC. Ohne Pause! 17 Stunden gefesselt vor dem PC. Ich war 19 Jahre alt und habe vergessen zu trinken. Wenn du dehydrierst, dann weisst du wie sich das anfühlt. Es ist ein eigenartiges Gefühl, aber ich konnte nicht entfliehen, denn die Sucht ist fesselnd. Sie betäubt deine Sinne und dein Durstgefühl. Irgendwann muss man jedoch eine Pause einlegen und das tat ich dann auch. Ich stand auf und ging zu meiner Klimmstange. Ich reckte mich und auf einmal fand ich mich am Boden vor. Ich wusste nicht wie mir geschah. Gerade noch, da dehnte ich mich und binnen einer Sekunde lag ich am Boden. Zum Glück fehlte mir nichts. Ich hatte nur etwas Schwindel. Ich lachte, ging in die Küche, holte eine Flasche Mineralwasser und saß mich wieder auf meinen Gaming-Sessel. Dann zockte ich noch einmal 10 Stunden durch. Das war ein Wochenende!

Wie kommt es soweit? In jungen Jahren ist man noch keine gefestigte Persönlichkeit und es gibt ja nicht nur Schattenseiten. Ich hatte als Kind eine Konzentrationsschwäche. Erst durch die Maus samt der Tastatur konnte ich das in den Griff bekommen. Der Bildschirm flimmerte und die Augen wurden gross. Ich erlernte mich zu fokussieren. Das habe ich einem Spiel zu verdanken. Es handelte sich hierbei um ein Multiplayer-Spiel. Ich war mit der gesamten Welt vernetzt. Es war wunderbar. Via Headset quatschten wir und zockten nebenbei.

Man hat immer einen Aggregator. Meiner war, dass ich Pro Gamer werden wollte. Ich versuchte mein Hobbie zum Beruf zu machen. Was gibt es schöneres? So dachte ich zumindest als junger Mann. Ich scheiterte kläglich. Mittlerweile weiss ich, dass das auch gut war. Man sollte so eine Karriere nicht anstreben. So meine Denkweise heutzutage.

Wie wird man spielsüchtig?

Das entwickelt sich wohl bei jedem Menschen anders. Wir Menschen sind eben alle unterschiedlicher Natur. Bei mir war es so, dass ich nie Standard war. Ich wollte anders sein und das war ich auch immer. Ein normales Leben, das sollte nicht das meine werden. Da meine Basketball Karriere scheiterte versuchte ich es eben als Pro Gamer. Auch hier war ich versiert, aber es reichte eben nicht aus. Man muss sich vorstellen, dass nur in Deutschland Millionen Menschen zocken. Da hast du einfach keine Chance, dass du mithalten kannst. Es gibt eben diese Ausnahmen. Sie haben diese Fähigkeiten welche man dazu benötigt. Aber es bedarf viel mehr. Man benötigt Zeiteinsatz und körperliche Fitness. Die Konkurrenz schläft nicht. Die schläft wirklich nicht. Die zocken die Nächte durch. Das war nun also keine blöde Floskel.

Naja und wenn man immer besser wird, dann gefällt einem das. Wem nicht? Ich wurde immer besser und ich war kurz davor, dass ich in Warcraft 3 im besten österreichischen Clan mitspielen durfte und dann war es soweit und ich durfte. Das war für mich ein imposanter Tag. Es war der bis dato beste Tag in meinem Leben. Ich war 20 Jahre alt und weinte Freundentränen. Ich habe es geschafft! Endlich. Ich bin angekommen. Leider war die Freude nur von kurzer Dauer, aber so lernt man dazu. Ich konnte mit diesen Spielern einfach nicht mithalten. Sie lieferten permanent ab und ich nur phasenweise. Also kickten sie mich raus. Sie entfernten mich aus ihrem Club. Klar war ich da traurig. Für mich war es ja mehr als ein Spiel. Es ist vorstellbar wie wenn du am einarmigen Banditen spielst und den Jackpot knackst und dann kommt der Stromausfall und du erhältst deine Moneten nicht. Auch da kreischt er, der härteste Typ. So in etwa war das auch bei mir.

Spielsucht überwinden – wie überwindet man die Spielsucht? Na wie?

Man will es sich natürlich nicht eingestehen, dass andere besser sind. Bei manchen resigniert man. Die sind besser. Es sind die Weltspieler. Aber bei anderen, welche in seiner Liga spielen, da sieht man sich eben on top. So war das auch bei mir. Man greift immer wieder an. Man versucht mitzuhalten. Wenn ich nicht gut genug bin, dann muss ich eben noch mehr trainieren. Also hängt man sich noch mehr rein. Man investiert Lebenszeit.

Ich bemerkte im Laufe dieser Jahre jedoch, dass ich innerlich immer unausgeglichener und aggressiver wurde. So war ich eigentlich nicht. Es war nicht meine Natur. Aber wenn du nur vor dem Computer hockst, dann isolierst du dich natürlich zunehmend. Naja und was Isolation mit einem macht, das wissen wir nun alle? Man stumpft ab und wird teils depressiv. Es gibt eben diverse menschliche Grundbedürfnisse und diese gilt es zu stillen. Man kann sie ignorieren. Tage, Wochen, Monate, eventuell sogar Jahre, aber ab einem Punkt da kann man sie nicht mehr kompensieren. Es tritt eine Wesensveränderung ein. Ich erkannte das und ging ich mich.

„Okay, Rank 137 bist du nun in Österreich. Von 500.000 aktiven Spielern. Nur die Top 10 kann davon leben….“
Das war mein Gedankengang. Ich beschloss dann, dass ich das Spiel deinstallierte. Es war der erste Schritt. Kurz darauf installierte ich es wieder. So ging es dann dahin. Es ist eine Sucht. Installieren, deinstallieren, installieren, deinstallieren, installieren, etc….
Es ist so, als würdest du mit dem Rauchen aufhören wollen. Auch da versucht man es immer wieder. Irgendwann packte ich es dann. Ich installierte das Spiel nicht mehr. Ich zerbrach die CD. Kurz darauf kaufte ich mir eine neue. Ja, krank! Aber ich war soweit, dass ich sie in der Schublade liegen ließ.

Sich auf andere Dinge zu fokussieren!
Wenn man des Weges abkommt, dann möchte man eventuell wieder retour. Man kennt diesen herkömmlichen Weg ja schon. Ein neuer Pfad, den muss man erst einmal beschreiten, aber darum geht es. Das tat ich auch. Ich wurde Blogger! Anstelle hobbiemässig zu zocken, da bloggte ich und auch da hatte ich nach kurzer Zeit Erfolg, denn das was ich tue, das tue ich mit Herzblut. Ich bin ein Arbeitstier. Und so verdiente ich relativ schnell meine ersten Euro mit Blogging. An das Computerspiel dachte ich schon lange nicht mehr.

Dennoch ist es eine Zeit welche ich nicht missen möchte. Ich habe viel gelernt. Es nennt sich Lebenserfahrung. Ich kenne die Zocker! Ich weiss wie sie ticken. Ich war ja einer von ihnen. Ich spielte mit Russen, Ukrainern, Chinesen und mit Amerikanern. Mit der gesamten Welt zockte ich. Es war für mich lustig als ich den Chinesen fragte wie der Reis in China schmeckt. Er verstand mich zwar nicht, aber für mich war es lustig. Wir wurden daraufhin dennoch gute Freunde und zockten einige Spiele miteinander. Das kann mir keiner nehmen. Es sind eben solche Momente. Ich erlernte einiges für mein Leben. Meine Reaktion ist immer noch gut. Ich bin mittlerweile 44 Jahre alt und tippe wie eine Sekretärin. Ich war ja auch Sekretär. Ich habe mir PC-Fähigkeiten angeeignet und ich habe neue Freunde gefunden. Mit manchen stehe ich noch immer in Kontakt. Ja, zocken kann sogar gut für die Karriere sein.

Es hat also Vor- und Nachteile. Nur ab dem Moment an welchem man bemerkt, dass man es nicht mehr im Griff hat sollte man agieren. Man sollte verstehen lernen, dass man in der Not steckt, denn wenn die Sucht Oberhand nimmt und es ist ganz egal welche Sucht das ist, dann spielt man auf Handicap. Selbst-Reflexion ist der Schlüssel welcher dich wieder rauslässt aus dem Verließ. Es dir selbst einzugestehen. Das bedeutet nicht, dass du dich zu schämen hast. Nur solltest du dir in den Spiegel schauen können und zu dir selbst sagen, dass du süchtig bist. Du solltest es auch so meinen. Und dann suche dir etwas neues. Sei es Sport, oder whatever. Suche dir etwas sinnvolles, dass dich fasziniert und beflügelt. Suche dir etwas, wo du nicht süchtig wirst.

Sei es nun ein Freund, eine Freundin, Sport, Menschen zu helfen oder was auch immer. Es gibt viele Möglichkeiten. Es liegt im Prinzip nur an dir.

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